Auf dem Lagerplatz des 24. World Scout Jamborees zentral gelegen, bietet sich die Möglichkeit, während eines kurzen Spaziergangs in die Geschichten sowie Traditionen von über 150 Nationen einzutauchen. An diesem «World Point» sind die teilnehmenden Delegationen dazu eingeladen, ihre Heimat sowie nationale Pfadfinderbewegung vorzustellen. Das Liechtensteiner Zelt, welches auf circa 12 Quadratmetern einiges zu bieten hat und zahlreiche Neugierige anlockt, findet sich zwischen Malaysia und der Schweiz. Aufgrund der rechtlichen Gegebenheiten in West Virginia dürfen sich darin maximal 26 Personen auf einmal aufhalten, oft möchten allerdings mehr eintreten. 

Im hinteren Abschnitt des Liechtensteins Zelts findet sich, gut von der Öffentlichkeit abgeschirmt, ein Medical Point, den sich die Schweizer und unsere Delegation miteinander teilen. Falls Teilnehmer und Teilnehmerinnen eine medizinische Beratung wünschen oder Leiden haben, steht ihnen dort unser Delegationsarzt Thomas Frick zur Verfügung. Bislang ist die Situation jedoch zum Glück relativ ruhig gewesen, sodass er oftmals bei der Ausstellung vorne vorbeischaut.

Neue Liechtenstein-Fans und alte Experten

Beim Eintreten erblickt man als erstes die Leinwand von Schloss Vaduz. Die Gäste können davor ein Foto knipsen lassen, das sogleich im Postkarten-Format ausgedruckt wird. Aus «statistischen Gründen» ist an der Wand zur Ostseite eine handgezeichnete Weltkarte aufgespannt, worauf sie per Fingerabdruck ihre Heimat markieren können. Es stehen Blau, Rot und Gelb zur Verfügung, doch  Aufmerksamkeit ist geboten: Am Schluss soll das weisse Tuch nämlich – farblich gesehen – nicht nur die Welt, sondern gleichzeitig die Liechtensteiner Flagge darstellen. Bereits nach zwei Tagen ist das weisse Tuch kunterbunt und mit zahlreichen Namen gefüllt. 

«Viele kennen Liechtenstein nicht, die meisten wollen aber umso mehr etwas darüber erfahren», berichtet Florian Brandl vom Contingent Management Team (CMT) während seiner Schicht im Delegationszelt. Vor allem die Kleinheit des Landes begeistert die Besucher oder dass es einen Fürsten hat. Sein Kollege Ludwig Luz ergänzt: «Es gibt auch einige Besucher, die schon einmal in Liechtenstein waren oder dort Freunde haben. Es ist unglaublich, was man Ausland alles über uns weiss.»

Interaktiver Einblick in das Fürstentum

Am meisten Spass bereitet den Besuchern jedoch das eigens für das Jamboree angefertigte Quiz, welches mit zahlreichen unterhaltsamen Fakten eine Neugier für das überschaubare Fürstentum weckt. Viele Antworten können über die Informationsblachen im Zelt beantworten werden, andere sind mehr ein Ratespiel. Gleichzeitig regt es ein Gespräch zwischen den im Delegationszelt arbeitenden Liechtensteiner Pfadfindern und den Besucher an, wobei weiteres Wissen vermittelt wird. «Am meisten hat uns überrascht, dass im Liechtensteiner Spital keine Kinder mehr zur Welt kommen», erzählt eine Gruppe von US-Pfadfindern und stellt die Frage, ob man bei einer Geburt im Ausland überhaupt Liechtensteiner sei? Aus emotionaler Sicht hätten sie Verständnis dafür, dass sich Stimmen aus der Bevölkerung beim geplanten Neubau des Landesspitals wieder eine Geburtenstation wünschen. Spannend fanden viele zudem, dass das Liechtensteiner Militär im Jahr 1866, bei seinem letzten Einsatz vor der Auflösung, mit einem Mann mehr aus dem Südtirol zurückkehrte. 

Als Preis für fünf richtige Antworten beim Quiz locken zahlreiche Produkte, die von Liechtenstein Marketing respektive dem Hoi-Laden zur Verfügung gestellt wurden. So erhalten engagierte Teilnehmer zum Beispiel einen Kuli oder Schlüsselanhänger. Besonders der edel gestaltete Pin mit dem «L»-Logo ist heiss begehrt und erhält von Pfadfindern aus allerlei Ländern überaus positive Rückmeldungen. Und wer nach all diesen Angeboten immer noch nicht genug hat oder man – aufgrund des grossen Andrangs – noch auf seine Postkarte wartet, kann sich die Zeit mit einem Puzzle vertreiben, das Liechtensteins Umriss abbildet.